„Vegetarier – nee, echt?“

Wenn man Menschen mit dem Wort „Vegetarier“ konfrontiert, kann man diese in ungefähr drei Kategorien einteilen.

1) Solche, die verächtlich die Nase rümpfen und gleichzeitig sich ein saftiges Steak in den Rachen schieben. Für diese Gruppe sind Vegetarier ein Überbleibsel aus der Hippiezeit und gespickt mit defensiven Verhaltensweisen. Leicht zu belächeln und zu übertrumpfen.

2) Solche, die unter vegetarischem Lebensstil im besten Fall Tofu- Ersatzgerichte, Pasta und jede Menge Käse verstehen und letztendlich zu der Aussage gelangen, dass vegetarisch nicht gesund sein kann und zu Mangelernährung führt.

3) Die letzte Gruppe besteht aus denjenigen, die sich schon mit dem Thema beschäftigt haben, gerne ihre Lebensweise aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen ändern möchten, aber vor allem aber an der Vorstellung einseitigen Möhrchen-Knabberns und langweiligen Mümmelns von welken Salatblättern scheitern. Diese Gruppe, so tapfer sie auch ist, hat es wohl am Schwersten. Sie wird einerseits von Gewissensbissen getrieben, steht vor einem fast unlösbaren Problem der Ernährungsfrage, und wird dann noch von Gruppe 1), die meist dann in Gruppen vor allem in Steak-Restaurants auftritt, mächtig in Richtung Kaninchenbau gejagt. Es bedarf schon einer starken Persönlichkeit, in unserer Gesellschaft den vegetarischen Weg zu gehen.

Eins ist sicher. Vegetarisch leben zu lernen ist sicher nicht das Einfachste. Dies kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung sagen. Ich lebe seit über fünfzehn Jahren rein vegetarisch und bewege mich in Richtung vegan und Rohkost. Daher kenne die Erfahrungen, Ängste, Schwierigkeiten, die Sie jetzt vielleicht haben, von mir persönlich und auch aus dem Umfeld von Patienten und Freunden. Für mich war es genauso schwierig wie für Sie, mich komplett umzustellen, wie es jetzt für mich ist, ganz zum Veganer und Rohköstler zu werden.

Aus diesem Grunde möchte ich Ihnen 15 wertvolle Tipps an die Hand geben, wie Sie ohne Schwierigkeiten zum Vegetarier werden können.  Die Vorteile dieser Lebensweise vor allem im Bezug auf Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauferkrankungen werde ich Ihnen in meinem nächsten Artikel vorstellen:

15 Tipps um Vegetarier zu werden (diese wurden von mir auch auf dem genialen Yoga Blog von Anmol Mehta http://anmolmehta.com vorgestellt)

1. Zwingen Sie sich zu nichts. Ihr Vorsatz ist hervorragend, aber Sie möchten sich dauerhaft entwickeln. Menschen sind Gewohnheitstiere. Es braucht seine Zeit, sich an eine neue Lebensweise zu gewöhnen. Wenn Sie Fleisch essen wollen, tun Sie es ohne schlechtes Gewissen!

2. Informieren Sie sich über gute, vegetarische Zubereitungen. Vegetarisch ist keine Strafe, sondern ein kulinarischer Hochgenuß, der so manches normale Restaurantessen bei weitem in den Schatten stellt.

3. Geben Sie sich in Restaurants nie mit einem einfachen, lieblos zusammengehauenen Salat oder einem „Brokkoliauflauf“ zufrieden. Dies ist eine Strafe. Sehr gute Restaurants heutzutage bereiten Ihnen gerne eine entsprechend vegetarische Kreation zu. Fragen Sie einfach danach!

4. Der Genuß vegetarischer Gerichte sollte purer Genuß und Gaumenkitzel sein!

5. Lassen Sie sich nie von Ihren Kollegen, Familienmitgliedern, oder Freunden umstimmen. Belehren Sie aber auch nicht. Gehen Sie beharrlich Ihren Weg. Meist zieht man mit vegetarischen Kreationen aus der Küche eher die Neugierde auf sich! Lächeln Sie über höhnische Bemerkungen und beobachten Sie, wie es hinter den Stirnen anfängt zu arbeiten und immer öfter schmachtende Blicke auf Ihr Gericht huschen. Essen Sie genußvoll und machen Sie selbst keine Witze über Ihr Essen (auch wenn es nicht so toll ausgefallen ist, wie Sie dachten). Ich persönlich habe mich auch schon direkt beim Koch beschwert, als man mir eine Ananas als vegetarischen Grillspieß für 18 Euro andrehen wollte.

5. Sollte Ihnen der Geruch des Steaks des Nachbarn in die Nase steigen, werden Sie sich bewußt, was es ist. Totes, bis zum Tode gequältes Lebewesen samt seiner Anti-Depressiva, Hormone, Anti-Biotika und anderen Medikamenten. Der „leckere“ Geruch kommt nur von der Kombination von erhitztem Fett und Salz. Wenn Sie das Fleisch roh oder nur gekocht essen müßten, würden Sie es nie essen wollen!

6. Machen Sie sich mit den Köstlichkeiten von frischen, reifen Früchten, Gemüsesorten, Bohnen und Linsen vertraut. Vegetarisch heißt nicht Pizza, Käse, Pasta und Tofuersatzkost zu essen, sondern hauptsächlich Pflanzenkost (veggies) zu sich zu nehmen! Schnuppern Sie an den Früchten, an einer Mango, einer Ananas, einem Sellerie, an einer fetten Avocado. Drücken Sie leicht und finden Sie heraus, ob die Ware reif ist und unbehandelt! Keine Angst, Sie werden nicht aus dem Laden geworfen. Niemand in arabischen oder asiatischen Märkten würde auf die Idee kommen, nicht an der Ware zu riechen und sie ausgiebig zu begutachten.

7. Sie können jedes traditionelle Gericht, das Sie mögen vegetarisch abändern. Sie müssen also weder auf Klöße, eine leckere Pilzsoße oder Ihren heißgeliebten Rotkohl verzichten. Selbst einen Hamburger kann man vegetarisch zaubern. Diese Gerichte sollten jedoch wie jedes Festgericht die Ausnahme bleiben!

8. Kaufen Sie keine Ersatzprodukte aus Soya, wie Tofu, Tofuschnitzel, usw. Aus ethischen (genmanipulierter Anbau, Raubbau an Urwäldern) sowie aus gesundheitlichen Gründen (wird stark in Zusammenhang mit Prostatakrebs z.B. diskutiert), sollten Sie nicht auf den Soyawahn aufspringen. Erbsen, Linsen und Bohnen sind hiesige Nahrungsmittel und enthalten wenn nicht mehr Eiweiß als Tofu. Abgesehen davon sind in den sog. „Fleischersatzprodukten“ mehr chemische Geschmacksverstärker enthalten als Ihnen lieb ist!

9. Sellerieknollen sind eine tolle Möglichkeit, einen Hauch von Fleischkonsistenz zu erhalten, wenn Sie das unbedingt benötigen. Auf jeden Fall sehr lecker! Knollen in dicke Scheiben schneiden, mit Tomaten, Gewürzen und etwas Parmesan, etwas Olivenöl, Knoblauch und Wasser in den Ofen schieben. Sind in 20 Minuten fertig!

10. Wenn Sie Fleisch essen müssen, bestrafen Sie sich nicht! Die Umwandlung ist eher eine geistige und benötigt etwas Geduld. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und Sie sind niemandem Rechenschaft schuldig. Wenn Sie Ihren Appetit auf Fleisch unterdrücken und Sie unbedingt Fleisch essen mögen, dann werden Sie schnell komplett wieder zum Fleischesser. Wenn Sie Fleisch kaufen, stellen Sie sich jedoch immer bewußt vor, was Sie da kaufen. Es ist kein nett abgepacktes hübsches Päckchen, sondern das Produkt einer endlosen Leidenskette, dessen Stresshormone Sie sich jetzt hübsch zubereiten.

11. Unterhalten Sie sich im Internet mit Vegetariern, Veganern, finden Sie gemeinsame Kochgruppen, finden Sie einfach Gleichgesinnte. Das macht stark!

12. Gerade in Deutschland ist es alles andere als einfach, Vegetarier zu werden. Die Werbung ist voller Fleischprodukte, die Lebensmittelmärkte bis obenhin gefüllt mit Fleisch. Selbst ich habe manchmal Schwierigkeiten, etwas geeignetes zu finden – wie gesagt, Nudeln sind nicht auf die Dauer die Lösung, Sie werden nicht die Vorzüge einer vegetarischen Ernährung erleben!

13. Experimentieren Sie mit Gewürzen, schauen Sie sich vegetarische Zubereitungen in asiatischen, indischen oder arabischen Imbissen oder Restaurants an.

14. Erzählen Sie niemandem davon! Dies ist Ihr persönlicher Weg! Lassen Sie sich auch nicht auf Diskussionen ein – das ist frustrierend! Sie können niemanden Bekehren! Wenn Menschen Interesse an Ihrem Weg haben, werden sie schon auf Sie zukommen. Sie können nur Vorbild für andere sein! Wenn Sie gelernt haben, gut vegetarisch zu kochen, laden Sie Ihre Freunde ein! Sagen Sie aber nicht, dass es vegetarisch ist! Inspirieren Sie!

15. Ganz wichtig: Wenn Sie irgendwo eingeladen sind und man weiß, dass Sie vegetarisch leben, wird es schwierig: „Ach, jetzt muss ich mir wieder ein Sondergericht ausdenken“. Sagen Sie einfach, dass Sie einfach essen, was da ist, und dass es keine Umstände macht. Es gibt immer Gemüse oder einen Salat. Vielleicht essen Sie ja vorher etwas, so dass Sie nicht ganz ausgehungert auf der Party ankommen. Tun Sie, als wäre es das Normalste der Welt. Sie sind ja schließlich nicht nur wegen des Essens gekommen. Immer wieder eine nette Herausforderung: „Ach ja, wieso ißt Du noch einmal kein Fleisch?“. Antwort:“ Ich mag es nicht!“. Aus und Themawechsel!

Lassen Sie sich verwöhnen und genießen Sie es, zum Vegetarier zu werden! Was andere Denken, ist nicht unbedingt immer schlauer als Ihre eigenen Schlüsse! Guten Appetit!

Alles Gute für Ihr Herz

Ginger

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4 Antworten zu „Vegetarier – nee, echt?“

  1. christine dumbsky schreibt:

    Mit der Zeit – je länger man Vegetarier ist, desto weniger will man akzeptieren, dass die meisten Fleischkonsumenten oft weniger feinfühlig und tolerant sind als man sich wünschen würde.

    Es ist am Anfang zunächst der Widerwille Fleisch zu essen, weil wir die Haltung der Tiere einfach nicht “menschenwürdig” haben und die Haltung immer mehr pervertiert.
    Dazu kommt natürlich der Prozess des Schlachtens ansich. Mit der Zeit wandelt sich die Auffassung immer mehr zu einer echten und tief empfundenen Geisteshaltung.

    Ich habe das mal versucht in Worte zu fassen und da ein Bild mehr als 1000 Worte sagt,
    habe ich als Künstlerin versucht das bildlich darzustellen. Die Form des Comcics macht das ganze vielleicht zugänglicher siehe:

    http://www.mausebaeren.com/veggie.html

    Falls man eine Erklärung braucht – und das ist immer wieder nötig, kann man das wohl genauso weitergeben.

    Also nutzt diesen Link, wenn Euch selbst die Worte fehlen.

    Viele Grüße,
    Christine

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  2. Malte schreibt:

    In Deutschland hat man es als Vegetarier wirklich nicht immer leicht, besonders die fehlende Kennzeichnung vegetarischer Produkte stört mich hier etwas.

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    • gingerclub schreibt:

      Danke für Deinen Kommentar. Da hast Du sicherlich recht – es wird auch hier ein ordentliches Geschäft betrieben. Der verläßlichste Weg ist einfach, naturbelassene Kostbarkeiten zu sich zu nehmen.

      Gruß, Ginger

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